Das mündliche Staatsexamen (M3): Die letzte Hürde zum Arztberuf
Sie sind Medizinstudent und stehen vor dem mündlichen Staatsexamen? Dann haben Sie es fast geschafft – nur noch diese Prüfung trennt Sie vom Studienabschluss und damit vom Arztberuf.
Der dritter Abschnitt der ärztlichen Prüfung (M3) ist die letzte Voraussetzung zur Erlangung der Approbation in Deutschland. Diese mündlich-praktische Prüfung unterscheidet sich von den ersten beiden Teilen des Staatsexamens in der Humanmedizin (M1 und M2). Denn das M3 ist kein Ankreuztest und prüft weit mehr als nur Faktenwissen. Vielmehr sind praktische Fertigkeiten gefragt, empathischer und professioneller Umgang mit Patienten und die Fähigkeit zur strukturierten, verständlichen Vorstellung eines klinischen Falles – mündlich und schriftlich.
Die Angst vor dem M3 ist bei vielen Kommilitonen groß. Gehören Sie auch dazu? Niemand will nach sechs Jahren Studium auf den letzten Metern durchfallen. Doch die Prüfungsinhalte sind hochvariabel je nach Prüfer und Uni-Standort. Wie Sie sich dennoch strukturiert und zielorientiert vorbereiten erfahren Sie in diesem Artikel. Eins vorweg: Niemand muss vor dem M3 Angst haben.
Warum das M3 so viel Angst macht – und warum Sie sich dennoch keine Sorgen machen müssen
Viele Medizinstudenten haben Prüfungsangst. Vor der letzten großen mündlichen Prüfung ist die Angst aber besonders groß. „Ich habe riesige Angst, im M3 durchzufallen.“ postete eine Studentin im Mai 2025 bei reddit.
„Der Prüfungsvorsitz hat uns auch erzählt, dass bei ihm gerne mal welche durchfallen :/“
User bookworminthemaking bei reddit.com
Warum macht das M3 so große Angst und ist diese berechtigt?
Darum ist das M3 eine besondere Prüfung im Medizinstudium:
- Das gesamte klinische Wissen einschließlich Querschnittsbereiche kann gefragt werden
- Praktische Fähigkeiten werden geprüft (Anamnese, Untersuchung, Arztbrief verfassen)
- Komplexes wissen muss mündliche prägnant und verständlich präsentiert werden
- Die zweitägige Prüfung ist psychisch und körperlich anstrengend
- Was geprüft wird, hängt stark von den einzelnen Prüfern ab – Die Vorbereitung ist demensptrechend schwierig
- Es gibt Versagensängste, weil man „auf den letzten Metern“ nicht durchfallen will und eventuell schon eine Stelle hat, die man dann nicht antreten könnte.
Sicher sind manche Sorgen vor den Anforderungen einer mündlichen Prüfung berechtigt. Andererseits sind Sie als Medizinstudent oder Medizinstudentin in Ihrem Leben schon durch so manche mündliche Prüfung gut durchgekommen. Angefangen bei der Abiturprüfung, Physikums- und Vorklinikprüfungen bis zu diversen OSCEs im klinischen Abschnitt.
Weiterer Grund, sich nicht so viele Sorgen zu machen: die Durchfallquote im M3 ist sehr gering. In der offiziellen Statistik des IMPP haben beispielsweise im Herbst 2022 gerade einmal 03, Prozent der Prüflinge im M3 nicht bestanden. Mehr als 86 Prozent haben eine 1 oder 2 bekommen. Das heißt: Wer es bis zum M3 schafft, wird mit 99,7 Prozent Wahrscheinlichkeit auch wirklich Arzt.
Note | Anzahl (Prozent) |
---|---|
1 (sehr gut) | 2209 (39,0 %) |
2 (gut) | 2689 (47,5 %) |
3 (befriedigend) | 654 (11,5 %) |
4 (ausreichend) | 95 (1,7 %) |
5 (nicht ausreichend, d.h. durchgefallen) | 17 (0,3 %) |
Summe | 5664 (100,0 %) |
Beruhigend: Was sind die Gründe für die niedrige Durchfallquote im M3?
- Die meisten Studenten können und wissen mehr, als sie denken
- Nach einem Jahr PJ haben Sie viel klinisches Wissen und praktische Fertigkeiten gesammelt
- Durch das bestandene M2 (schriftliches Multiple-Choice-Examen) haben Sie eine solide Wissensbasis
- Ihre Prüfer im M3 sind in aller Regel wohlwollend und möchten Sie gern bestehen lassen
Die niedrige Durchfallquote hat natürlich auch einen Nachteil: wer durchfällt oder auch nur eine schlechte Note erhält, kommt in Erklärungsnot. Wenn 86 Prozent eine Eins oder Zwei bekommen, warum habe ich dann ein Vier? Vielen Medizinstudenten macht diese Vorstellung enormen Druck.
Aber keine Angst: Sie können selbst aktiv werden. Mit strukturierter, pragmatischer Vorbereitung werden Sie das M3 gut bewältigen!
Die M3 Prüfung im Detail: Ablauf, Inhalte und Anforderungen
Die Inhalte und den Rahmen des M3 legt die ärztliche Approbationsordnung fest. Der genaue Ablauf ist dem Prüfungsvorsitzenden am jeweiligen Standort überlassen. Es gibt aber ein Grundmuster, an das sich die meisten halten.
Zulassungsvoraussetzungen und Fristen
Die Zulassung zum M3 beantragen Sie bei Ihrem Landesprüfungsamt (LPA). Die LPAs betonen immer wieder: eine frühzeitige Antragstellung ist wichtig. Antragsfristen sind 10. Januar für M3 im Frühjahr und 10. Juni für M3 im Herbst. Zuständig ist das LPA im Bundesland Ihrer Heimatuniversität.
Diese Unterlagen müssen Sie im Original einreichen (oder beglaubigte Kopie):
- Antragsformular, in der Regel schriftlich und eigenhändig unterschrieben
- Aktuelle Immatrikulationsbescheinigung
- Tertialbescheinigungen aller drei PJ-Tertiale (für das 3. Tertial per Nachreicheantrag, sobald Tertial abgeschlossen)
- Wenn Sie das M2 in einem anderen Bundesland absolviert haben sind zusätzlich nötig: Geburtsurkunde, Abiturzeugnis, Zeugnisse M1 und M2, ggf. Heiratsurkunde bei Namensänderung
Das Antragsformular und weitere Details erfahren Sie auf der Homepage Ihres Landesprüfungsamts.
Ihr Prüfungstermin
Die Prüfungstermine für das M3 finden statt: von April bis Juni und von Oktober bis Dezember. Ihren individuellen Termin können Sie theoretisch recht kurzfristig erhalten. Laut Approbationsordnung erfolgt die Ladung „spätestens fünf Kalendertage vor dem Prüfungstermin“.
Ein Mindestabstand zum Ende des PJ ist keinesfalls gewährleistet, obwohl vier Wochen Abstand eine langjährige Forderung der Medizinstudenten ist. Das dritte PJ-Tertial endet Anfang/Mitte März bzw. Anfang/Mitte September. Viele Studenten sparen sich daher Ihre PJ-Fehltage zum Lernen auf.
Prüfungsfächer und -inhalte
Sie werden in vier Fächern geprüft: Innere Medizin, Chirurgie, Ihr Wahlfach sowie ein Losfach. Das Losfach ist in der Regel das Wahlfach eines Ihrer Mitprüflinge. An den meisten Unis gibt es die Möglichkeit, sich selbst in Prüfungsgruppen zu organisieren. Dadurch haben Sie einen gewissen Einfluss auf Ihr viertes Fach.
In allen Fächern können Sie breit nach dem Gegenstandskatalog gefragt werden. Laut Approbationsordnung „hat der Prüfling fallbezogen zu zeigen“ dass er seine Kenntnisse klinisch anwenden kann.
Ausdrückliche Prüfungsinhalte laut Approbationsordnung (Auszug):
- Anamnese, körperliche Untersuchung, Umgang mit Patienten
- Überlegungen zu weiterführenden Untersuchungen und wie diese einzuordnen sind
- Kritische Differentialdiagnose
- Indikation zu konservativer und operativer Therapie und die wichtigsten therapeutischen Prinzipien
- Koordinierung von Behandlungsabläufen
- Allgemeine Regeln ärztlichen Verhaltens gegenüber dem Patienten
- Erkennen pathogenetischer Zusammenhänge („was kommt von was“)
- Fragen zu Querschnittsbereichen sowie klinisch-theoretische und fächerübergreifende Fragestellungen sind möglich (z. B. Pathologie, Mikrobiologie, Pharmakologie, Sozialmedizin)
Ablauf der M3-Prüfung
Die M3-Prüfung findet immer an zwei Tagen statt. Die Prüfungsdauer beträgt pro Prüfling zwischen 45 und 60 Minuten pro Tag. Die Prüfungsgruppe besteht aus maximal vier Prüflingen. Für jedes Fach gibt es einen Prüfer, also vier insgesamt. Davon hat einer den Prüfungsvorsitz und ist für die u.a. für das Protokoll und die Patientenauswahl zuständig.
Tag 1: Die praktische Prüfung am Patientenbett
Dieser Tag ist der intensivste: Hier findet die praktische Prüfung am Patientenbett statt. Ihnen wird ein Patient zu Anamnese und Untersuchung zugewiesen. In der Regel wird das ein stationärer Patient von einer der Stationen sein, für die der Prüfungsvorsitzende zuständig ist.
Für Anamnese, Untersuchung und Aktenrecherche haben Sie ausreichend Zeit. Diese Zeit zählt nicht in die 45-60 Minuten Prüfungszeit, da die Prüfer hier nicht beteiligt sind. Meist haben Sie Zugriff auf die Akte und können oft auch informell mit einigen Assistenzärzten auf Station sprechen.
Jetzt ist auch der Zeitpunkt, den obligatorischen Patientenbericht (Arztbrief, Entlassbericht) zu verfassen. Der Arztbrief im M3 soll laut Approbationsordnung enthalten: Anamnese & Untersuchung, Diagnose, Behandlungsplan, Prognose und Epikrise. Je nach Prüfungsort wird der Brief handschriftlich oder am Computer verfasst. Der Bericht wird abgegeben und ist Teil der Bewertung.
Von Patientenzuweisung bis Abgabe des Berichts haben Sie in der Regel drei Stunden Zeit.
Wenn Sie Ihren Patienten befragt und untersucht und einen Bericht erstellt haben, geht es zur Fallabnahme am Krankenbett. Meist müssen Sie einzelne Teile der Anamnese noch einmal erfragen und Teile der körperlichen Untersuchung demonstrieren.
Am Ende dieses intensiven Tages trifft sich die Prüfungsgruppe mit den Prüfern noch einmal ohne Patienten in einem Prüfungsraum zur Gruppenprüfung. Alle Prüflinge werden nochmals reihum klinisch abgefragt, meist mit starkem Fallbezug.
Tag 2: Das mündliche Fachgespräch
Am zweiten Tag des M3 trifft sich die Prüfungsgruppe nochmals zur Gruppenprüfung. An diesem Tag gibt es keinen Patientenkontakt. Es ist aber möglich, dass praktische Fertigkeiten „trocken“ gezeigt werden sollen. Ein Chirurg an meiner Uni hat zum Beispiel gern ein Päckchen sterile Handschuhe auf den Tisch gelegt und gesagt: „Ziehen Sie die Mal korrekt an“.
Andere Beispiele für praktische Elemente sind:
- EKG, Lungenfunktion, BGA, Röntgen- oder Sonographie-Bilder befunden
- Einen Knoten vormachen
- Einen Insulin-Nachspritzplan skizzieren
- und viele mehr…
Vorgabe für die Prüfer ist, klinisch-praktisch und mit Fallbezug zu fragen. Theoretisches Faktenwissen ohne Fallbezug soll nicht gefragt werden. Was Ihre Prüfer unserer Erfahrung nach umtreibt ist die Frage: „Kann dieser Prüfling sicher auf Station eingesetzt werden?“. Daher liegt der Prüfungsfokus auf klinischem Denkens, Problemlösung (besonders in Notfällen) und der praktischen Anwendung des Wissens. Als Prüfling sollten Sie auch ein Bewusstsein für eigene Limitationen erkennen lassen und im Zweifel betonen, dass Sie sich Hilfe holen würden.
Optimale Vorbereitung: Alle Hilfsmittel ausschöpfen zum Erfolg im M3
Eine mündliche Prüfung kommt vielen Studenten als „Black Box“ vor: für die Prüflinge ist es schwer vorhersehbar, wie die Prüfung laufen wird und was die inhaltlichen Schwerpunkte sein werden. Dennoch ist eine pragmatische Vorbereitung möglich und unbedingt empfohlen. Mit diesen Tipps gelingt die M3-Vorbereitung:
Das Vorgespräch
Die Prüfungsgruppe besucht die Prüfer zum Vorgespräch: Das ist mittlerweile üblich an deutschen Hochschulen, aber keineswegs Pflicht. Viele Studenten haben das Gefühl, etwas versäumt zu haben, wenn sie das Vorgespräch nicht machen. Die Prüfer hingegen wollen es nicht unbedingt.
Vorteile: eventuell lindern Sie Ihre Nervosität hinsichtlich der Prüfung etwas, wenn Sie die Prüfer kennenlernen. Sie sehen dann, dass es ganz normale Ärzte sind. Auch konkrete Fragen zum Ablauf oder zu Vorlieben können Sie natürlich stellen. Die Hoffnung, dass ein Prüfer ganze Themenkomplexe ausschließt, erfüllt sich meist aber nicht. Viele sagen lediglich: „Wir machen eine klinische Prüfung“ oder ähnliches.
Wir schlagen als Kompromiss vor, dass Sie eventuell mit Ihrer Prüfungsgruppe nur einen Termin beim Prüfungsvorsitzenden machen, nicht unbedingt bei allen vier Prüfern.
Altprotokolle
Wenn Ihre Kommilitonen einen Erfahrungsbericht zu einer früheren Prüfung mit denselben Prüfern geschrieben haben ist das ein sogenanntes Altprotokoll. Das Lesen von Altprotokollen ist eine sehr effektive Prüfungsvorbereitung: Sie erfahren Lieblingsthemen, Prüfungsstil, No-Gos und spitzfindige Spezialfragen. Bedenken Sie aber: Ihrer Ausbildung als Arzt dient das Lesen der Protokolle nicht. Außerdem werden Sie nicht zu jedem Prüfer ein Protokoll finden, besonders wenn es jüngere Kollegen sind.
Altprotokolle haben an vielen Fakultäten die Fachschaften gesammelt (z. B. Tübingen, Freiburg, Hamburg und viele weitere). Auch private Dienstleister wie Medi-Learn oder die Finanzagentur MLP (für Freiburg) bieten Altprotokolle an.
Digitale Lernhelfer: AMBOSS, Lecturio & Co.
Mehrere Online-Lernplattformen helfen bei der M3-Vorbereitung. Angeboten werden individuelle Lernpläne und interaktives Lernen an Fallbeispielen (Prüfungssimulation) sowie allgemeine Prüfungsvorbereitung (Auftreten, Soft Skills).
- Amboss: interaktive Fälle und individueller Lernplan ab 49,00 EUR
- Via Medici: Lernplan, nur für Mitglieder (ab 17,99 pro Monat)
- Lecturio: Vorlesungssammlung und Fallbeispiele für 59,99 EUR
- Marburger Bund: M3-Kompetent, Kombination aus Online-Seminar und Präsenzveranstaltung in Berlin ab 165,00 EUR
- Bund deutscher Chirurgen: 11 Prüfungsvideos für 30,00 EUR
Praktische Fertigkeiten gezielt üben
Nicht vergessen: das M3-Examen ist eine mündliche-praktische Prüfung. Ihre Prüfer legen großen Wert auf Anamnese, Untersuchung, Befundung grundlegender apparativer Untersuchungen und allgemeinen Umgang mit Patienten. Für Ihre Vorbereitung heißt das:
- Gehen Sie nochmals ein Lehrbuch „Anamnese und Untersuchung“ durch
- Üben Sie die Körperliche Untersuchung praktisch in Ihrer Lerngruppe so, wie Sie es im Examen machen würden
- Üben Sie das Befunden von Sonographie, Röntgen, EKG. Am besten fangen Sie im PJ damit an!
Und last but not least: Sie sollen praktisches, fallbezogenes Vorgehen demonstrieren. Zählen Sie deshalb nicht einfach Fakten oder Diagnosen auf. Zeigen Sie Ihren Prüfern, wie Sie zu Ihren Schlussfolgerungen kommen.
Ungünstig ist, den Prüfern kurz hinzuwerfen:
„Ich glaube, der Patient hat eine Anämie.“
Strategisch viel klüger wäre, die Diagnose herzuleiten und Ihr Wissen voll zu zeigen:
„Dieser Patient hat Dyspnoe als Leitsymptom und keine bekannten Vordiagnosen. Eine große Zahl von Differentialdiagnosen kommt in Frage. Aufgrund der klinischen Untersuchung mit blassen Handflächen und Lippen sowie dem unauffälligen Auskultationsbefund ist meine Arbeitsdiagnose: Anämie. Ein Blutbild und eine Basisserologie sind die nächsten Schritte.“
Nicht vergessen: Der Arztbrief im M3 ist Teil der Bewertung
Die Approbationsordnung gibt vor, dass Sie im mündlichen Examen (M3) einen Arztbrief schreiben. Dieser ist obligater Teil der Prüfung. Der Arztbericht ist keine reine Formalie, auch wenn die Fallabnahme am Krankenbett und die Gruppenprüfung für die Note wichtiger sind.
Warum Sie den Arztbrief im M3 nicht vernachlässigen sollten:
- Sie können den Arztbrief im M3 nicht umgehen
- Es kostet Zeit, den Brief zu schreiben, besonders, wenn Sie sich darauf nicht vorbereitet haben
- Der Arztbrief geht in die Bewertung ein: punkten Sie mit einem klar strukturierten, professionellen Bericht
Unsere Empfehlung: verwenden Sie die im Krankenhaus übliche Struktur von Arztbriefen, achten Sie beim Schreiben auf einen klar erkennbaren Gedankengang und schreiben Sie kurz und knapp.
Zeitplan machen und schon im PJ mit dem Lernen anfangen
Die vielen praktischen Fertigkeiten, die im M3 wichtig sind, lernen Sie am besten schon im PJ. Fangen Sie im ersten Tertial schon an, ans M3 zu denken. Versuchen Sie zusammen mit Ihren ärztlichen Ausbildern, eine „Assistenzarzt-Denkweise“ zu entwickeln. Holen Sie sich regelmäßig Feedback zu Ihren praktischen Fähigkeiten und zum Stand Ihres klinischen Wissens.
Im dritten Tertial machen Sie sich dann einen konkreten Lernplan für die vier Wochen vor der Prüfung. Wenn Sie es so machen wie viele Kommilitonen, dann nehmen Sie Ihre Fehltage (zumindest teilweise) am Schluss. Dadurch haben Sie eine sicherere Lernzeit vor dem frühestmöglichen Prüfungstermin.
Lerngruppe: Gezielte Vorbereitung auf die Gruppenprüfung
Für die meisten Studenten ist das Lernen in der Gruppe effektiver als allein am Schreibtisch. Sie bekommen Rückmeldung von Ihren Kommilitonen und sehen andererseits, was Andere gut und schlecht machen. Daraus können Sie viel für sich mitnehmen.
Tipps für die Lerngruppe:
- Feste Lerngruppe suchen, max. 4-5 Personen insgesamt
- Lerngruppe muss nicht mit Prüfungsgruppe übereinstimmen, Sympathie ist wichtiger. Aber Sie sollten mit Ihrem Wahlfach nicht allein in der Gruppe sein
- Theoretisches Lernen am Vormittag, Lerngruppe am späten Nachmittag / Abend
- Zeitlimit setzen für jedes Gruppentreffen, sonst wird es ineffektiv
- Frage-Antwort-Buch nutzen und echte Prüfungen simulieren
Der Prüfungstag: Nervosität managen und die Prüfer überzeugen
Der große Tag ist da, die Prüfung steht bevor. Was Sie auf den letzten Metern noch richtig (und falsch) machen können.
Umgang mit Prüfungsangst
Prüfungsangst ist normal. Jeder ist nervös vor einer großen mündlichen Prüfung. Umso wichtiger ist es, trotz der Nervosität auf einige Grundregeln zu achten:
- Bleiben Sie positiv eingestellt und denken Sie an die äußerst niedrige Durchfallquote
- Sie können mehr als denken!
- Schlafen Sie ausreichend, frühstücken Sie gut, nehmen Sie sich Nervennahrung mit zur Prüfung
Auftreten und Kommunikation
Die Stimmung in der Prüfung und die Sympathie zwischen Prüfern und Prüflingen ist die halbe Miete beim M3. Unsere Tipps für Ihr Auftreten in der Prüfung:
- Laut und deutlich sprechen
- Immer wieder Blickkontakt zum Prüfer herstellen
- Lieber erst überlegen und dann strukturiert antworten, als sofort drauflos zu reden
- Zeigen Sie Ihr Wissen: beginnen Sie Ihre Antwort einfach und basal und bauen Sie folgerichtig weiter auf. Springen Sie nicht zur (vermeintlichen) Diagnose sondern schildern Sie Ihren Gedankengang
- Bevor Sie gar nichts sagen: bitten Sie um eine Starthilfe
- Benutzen Sie – Wie im Arztbrief – gängige Fachsprache (nicht „Darmkrebs“ sondern „Kolorektales Karzinom“)
Kleidung im M3: Mehr als nur Äußerlichkeiten
Die Frage nach der richtigen Kleidung für das mündliche Staatsexamen taucht immer wieder auf und mag auf den ersten Blick nebensächlich wirken. Doch der Eindruck, den Sie bei deinen Prüfern hinterlassen, spielt eine wichtige Rolle für die Stimmung in der Prüfung. Nicht zuletzt signalisieren Sie mit angemessener Kleidung auch Respekt für die Prüfungssituation, die Prüfer und – im praktischen Teil – die Patienten.
Der weiße Kittel ist Pflicht: Für den ersten Prüfungstag am Patientenbett ist der saubere und gebügelte weiße Kittel absolut unerlässlich. Er ist ein Zeichen von Hygiene und Professionalität. Patienten erkennen Sie außerdem trotz normaler Kleidung darunter als ärztlichen Mitarbeiter.
Was trägt man unterm Kittel und in der Gruppenprüfung? Hier gilt die Devise: Seriös, gepflegt und bequem. Ordentliche Kleidung signalisiert, dass Sie die Prüfung ernst nehmen und lässt Sie kompetenter wirken. Ein gepflegtes Erscheinungsbild kann Ihnen außerdem zusätzliche Selbstsicherheit geben.
- Männer: Ein Hemd (Krawatte möglich, wird aber immer seltener getragen, auch von Prüfern), eine ordentliche Hose (Stoffhose, Chino), eventuell ein Sakko. Vermeiden Sie Jeans, T-Shirts oder zu legere Freizeitkleidung.
- Frauen: Eine Bluse oder ein gepflegtes Oberteil, eine Stoffhose, Rock oder Kleid (nicht zu kurz oder aufreizend), eventuell ein Blazer. Vermeiden Sie ebenfalls Jeans oder zu freizügige Kleidung. Ein Hosenanzug ist möglich aber kein Muss.
Wichtiger als Förmlichkeit bei der Kleidung ist, dass Sie sich wohlfühlen und sich frei bewegen können.
Auf Schmuck sollten Sie aus hygienischen Gründen weitgehend verzichten, besonders auf Ringe und Armbanduhren.
Checkliste Prüfungstag M3-Examen
Zum Prüfungstermin müssen Sie einiges mitbringen. Manches ist optional aber empfohlen. Suchen Sie sich alles am Vortag zusammen. Unsere Checkliste (Checkliste hier als PDF herunterladen):
Unbedingt mitbringen:
- Personalausweis
- Ladung / Zulassung zur Prüfung
- Namensschild
- Stift und Papier
- Sauberer, passender Kittel, ggf. kurz gebügelt
- Ordentliche Kleidung
- Stethoskop
- Reflexhammer
- Pupillenleuchte
Optional, aber empfohlen:
- Anamnesebogen
- Evtl. Kitteltaschenuhr oder Handy zur Herzfrequenzmessung (und, um die Uhrzeit im Blick zu behalten)
- Kleine Flasche Wasser
- Kleines Mittagessen (besonders Tag 1)
- Nervennahrung: Energieriegel, Süßigkeiten, Obst
- Medikamente (Asthmaspray, Migränemittel), Kontaktlinsen, falls nötig
Checkliste hier als PDF herunterladen.
Übersicht: Was kommt nach dem M3?
Herzlichen Glückwunsch! Mit dem bestandenen M3 beginnt Ihr Einstieg in den Arztberuf. Doch bevor Sie Ihre erste Stelle antreten gibt es wichtige formale und organisatorische Schritte.
Die Approbation beantragen
Der wichtigste Schritt ist die Beantragung Ihrer Approbation beim zuständigen Landesprüfungsamt (LPA) – Ihre offizielle Berufszulassung. Ohne Approbation dürfen Sie nicht ärztlich tätig werden.
Tipp für Reisende: Planen Sie eine längere Reise direkt nach dem M3, kann die Beantragung der Approbation auch später erfolgen, um Kammerbeiträge zu sparen.
Registrierung bei der Landesärztekammer
Approbierte Ärzte sind Pflichtmitglieder in ihrer jeweiligen Landesärztekammer. Nach der Approbation folgt die erstmalige Registrierung bei der zuständigen Landesärztekammer. Sie erhalten Ihren Arztausweis und wichtige Nummern (z.B. die Fortbildungsnummer, EFN).
Elektronischer Arztausweis (eHBA): Achtung, viele Kliniken übernehmen die Kosten für Sie. Klären Sie das zunächst mit Ihrem zukünftigen Arbeitgeber. Den eHBA benötigen Sie z.B. für die Ausstellung von eRezepten und Einsicht in die elektronische Patientenakte Ihrer Patienten.
Richten Sie am besten ein Online-Konto bei Ihrer Kammer ein. So können Sie Ihr elektronisches Weiterbildungs-Logbuch führen und nehmen Adressänderungen einfacher vor.
Versicherungen
- Berufshaftpflichtversicherung: Prüfen Sie die betriebliche Haftpflicht des Arbeitgebers und ziehen Sie eine zusätzliche private Berufshaftpflichtversicherung in Betracht.
- Krankenversicherung: Bleiben Sie in der GKV oder prüfen Sie die PKV-Option.
- Weitere Versicherungen: Eine private Haftpflichtversicherung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) sind ratsam. Überstürzen Sie nichts beim Thema private Altersvorsorge (Riester/Rürup usw.).
Versorgungswerk (Ihre berufsständische Altersvorsorge)
Melden Sie sich bei der regional zuständigen Ärzteversorgung (Versorgungswerk) an. Dies ist Ihre berufsständische Pflichtversorgung, die die gesetzliche Rentenversicherung ersetzt. Sie sind Pflichtmitglied im Versorgungswerk.
Gleichzeitig müssen Sie dem Arbeitgeber die Befreiung von der gesetzlichen Rentenversicherung nachweisen, sonst werden dafür Beiträge abgezogen. Beantragen Sie nach der Anmeldung bei der Ärzteversorgung aktiv Ihre Befreiung von der gesetzlichen Rentenversicherung.
Fazit M3-Prüfung: Die Approbation ist greifbar nah
Sie haben es bis hierher geschafft – das ist bereits eine enorme Leistung! Das mündliche Staatsexamen (M3) mag sich wie eine große Hürde anfühlen, doch wie wir gesehen haben, ist die Angst davor oft größer als die reale Gefahr des Scheiterns. Die niedrige Durchfallquote ist ein klares Zeichen dafür, dass das System Sie zum Arztberuf führen möchte.
Nutzen Sie die vielfältigen Vorbereitungsmöglichkeiten, von Altprotokollen über digitale Lernhelfer bis hin zu Lerngruppen, um Ihr klinisches Wissen und Ihre praktischen Fähigkeiten zu festigen. Fokussieren Sie sich nicht nur auf Fakten, sondern vor allem auf klinisches Denken, Kommunikation und Professionalität. Das ist es, was Ihre Prüfer wirklich sehen wollen.
Gehen Sie mit Zuversicht in diese letzte Etappe. Sie haben das Wissen, die Fähigkeiten und die Entschlossenheit. Sie schaffen das!
Häufig gestellte Fragen zum M3-Examen (FAQ)
Wie oft darf das M3 wiederholt werden?
Wer das mündliche Staatsexamen (M3) nicht besteht, kann es bis zu zweimal wiederholen. Danach ist ein Deutschland kein Examen mehr möglich, auch nicht bei erneutem Studium.
Ist das M3 wirklich so schwer wie alle sagen?
Nein, die wahrgenommene Schwierigkeit ist höher als die tatsächliche Hürde. Die Durchfallquote liegt bundesweit bei ca. 0,3 Prozent. Mehr als 80 Prozent der Prüflinge bekommen die Note 1 oder 2.
Wie lange dauert die Vorbereitung aufs M3?
Die Vorbereitungszeit variiert je nach Lerntyp und Vorwissen. Für die meisten Medizinstudenten sind 2-6 Wochen eine ausreichende Lernzeit. Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) fordert einen Mindestabstand zwischen Praktischem Jahr und M3-Prüfung von 4 Wochen.
Welche Kleidung ist geeignet fürs M3?
Am besten ist ordentliche, saubere, schlichte Kleidung. Männer: Hose und Hemd, evtl. Sakko. Frauen: Hose oder Rock und Bluse, evtl. Blazer. Am ersten Tag ist ein sauberer Kittel Pflicht. Auf Schmuck verzichten.
Ich bin im M3 durchgefallen – Was nun?
Ein Durchfallen im M3 ist ein Rückschlag, aber kein Ende. Das M3 kann bis zu zweimal wiederholt werden. Gewinnen Sie Abstand, besprechen Sie die Prüfung mit einem Vertrauten und lernen Sie aus dem Mißerfolg. Dann gehen Sie mit neuem Mut in die Wiederholungsprüfung!